#ZukunftKMB
Planung
Das Gutachten der Firma „aktiva – Beratung im Gesundheitswesen GmbH“ wurde in einer gemeinsamen Sitzung den Gesellschaftern präsentiert und zur Diskussion gestellt. Daraufhin wurden der Betriebsrat und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinikum Mittelbaden gGmbH sowie die Presse über die Inhalte des Gutachtens informiert. Zusätzlich steht das Gutachten auf der Homepage des Unternehmens allen Interessierten zur Verfügung.
Es fanden Mitarbeiter-Informationsveranstaltungen und Ende 2020 sowie im Januar 2021 insgesamt drei Online Bürger Informationsabende statt. Seit Juni 2020 können sich Bürgerinnen und Bürger mit Fragen zum Strukturgutachten an die eigens hierfür eingerichtete Mailadresse zukunft@klinikum-mittelbaden.de wenden. Im Januar 2021 erhielten alle Haushalte in Mittelbaden eine Informationsbroschüre mit Rückantwortkarte. Somit konnten sich Bürgerinnen und Bürger auch postalisch mit Fragen an die Geschäftsführung des Klinikums Mittelbaden wenden. Am 22. und 23. Februar 2021 haben der Baden-Badener Gemeinderat und der Kreistag Rastatt die Entscheidung zur Ein-Standortlösung gefällt und es wurde der Neubau eines zentralen Klinikums beschlossen.
Der nächste Schritt ist die Festlegung der Kriterien für einen neuen Standort. Danach erfolgt die Ausschreibung desselben und die Gemeinden aus Stadtkreis Baden-Baden und Landkreis Rastatt können sich mit Grundstücksangeboten darauf bewerben.
Im ersten Quartal 2021 wird ein Betriebs- und Organisationskonzept sowie ein Raum- und Funktionsprogramm erstellt. Und es wird mit der Erarbeitung von Nachnutzungskonzepten der bisherigen Klinikstandorte begonnen.
Versorgungssicherheit und die bestmögliche Erreichbarkeit sind bei der Standortwahl des künftigen Klinikums von entscheidender Bedeutung. Ziel ist es, dass sich die heutige Erreichbarkeit der Kliniken mit Notfallversorgung für die Bevölkerung in Mittelbaden nicht verschlechtert. Das bedeutet, dass auch zu-künftig ca. 95% der Einwohner Mittelbadens innerhalb von 30 Minuten eine Klinik erreichen werden.Die Städte und Gemeinden werden zu gegebener Zeit gebeten, in Frage kommende Grundstücke vorzuschlagen. Diese Angebote werden dann nach zuvor festgelegten und gewichteten Kriterien bewertet.
Mindestens acht Jahre werden bis zum Umzug in ein neu erstelltes Klinikum vergehen. Bis dahin werden die bestehenden Standorte Baden-Baden, Bühl und Rastatt unverändert genutzt, und selbstverständlich wird dort in dieser Zeit weiterhin in die Versorgungsqualität und Ausstattung investiert, sodass eine bestmögliche Versorgung der Patienten sichergestellt ist.
Die Pflegeeinrichtungen sind nicht Gegenstand des Strukturgutachtens, das nur den akutmedizinischen Bereich also die Kliniken der Klinikum Mittelbaden gGmbH betrifft.Die breitgefächerte Versorgungsangebot der Pflegeeinrichtungen, der Hub, des Ambulanten Pflege-dienstes und im Hospiz Kafarnaum wird auch in Zukunft weiter vorangebracht und ausgebaut werden.
Ja. Eine wesentliche Erkenntnis ist, dass es wichtig ist, Nicht-Corona-Patienten und Corona-Verdachtsfälle trennen und trotzdem personelle und technische Ressourcen bündeln zu können. So haben wir in Balg in kürzester Zeit notwendige bauliche Maßnahmen umgesetzt, wie etwa die Einrichtung eines Außen-zuganges zur Intensivstation und zu den COVID-Stationen oder die Auslagerung einer Notaufnahme für Corona-Verdachtsfälle in ein Zelt. Bei einer Neubaumaßnahme könnten diese wichtigen Erfahrungen direkt in die Bauplanung einfließen. So könnten beispielswiese kritische Strukturen wie die Notaufnahme oder die Intensivstation von vorn herein gespiegelt angelegt werden, so dass im Bedarfsfall kurzfristig eine Trennung in zwei voneinander getrennte Bereiche erfolgen kann. Wichtig ist auch eine zukünftig deutlich höhere Zahl von Einbettzimmern um Patienten besser geschützt behandeln zu können.
Die Schließung der Geburtshilfe in Rastatt erfolgte unabhängig vom Thema der Weiterentwicklung der Klinikstandorte im KMB. Sie war notwendig, um uns als Krankenhausverbund auf die Corona-Pandemie vorzubereiten. Die Kreissäle der geburtshilflichen Station boten die erforderliche räumliche Größe, um zusätzliche Intensiv- bzw. Intermediate-Care-Betten in Rastatt aufzubauen, um auch dort potenzielle COVID-Patienten betreuen zu können. Die Pandemie ist noch lange nicht vorüber und wir sind verpflichtet, auch weiterhin ausreichend Kapazitäten bereitzuhalten, um jederzeit auf einen erneuten Anstieg der Fallzahlen vorbereitet zu sein. Wir rechnen daher nicht mit einer Wiedereröffnung der Geburtshilfe in Rastatt in diesem Jahr. Anfang 2021, wenn die Weiterentwicklung der Corona-Pandemie besser absehbar ist, wird erneut geprüft werden, ob und wie es mit der Geburtshilfe in Rastatt weitergehen kann. In der Balger Klinik bieten wir werdenden Eltern eine kompetente und persönliche Geburtsbegleitung an und verfügen über eine Kinderklinik mit Perinatalzentrum. Auch werdenden Müttern, die an Covid-19 erkrankt sind, kann dort entsprochen werden.
Hierzu kann derzeit nur auf die im Gutachten genannten Zahlen aufgrund von Erfahrungswerten vergleichbarer Projekte verwiesen werden. Danach würden sich die geschätzten Kosten je nach noch zu entscheidender Bauvariante auf 331 Mio. € bei der Einstandortvariante, 362 Mio. € bei der Zweistandortvariante und über 470 Mio. € bei der Fortführung des Status quo mit 3 Standorten belaufen.Ein Neubau wird in der Regel zu mindestens 50% vom Land Baden-Württemberg gefördert und der verbleibende Anteil müssen dann von der Klinik über Darlehen bzw. durch die beiden Gesellschafter (Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt) finanziert werden.
Qualität
Höchste Priorität für den Standort des zentralen Klinikneubaus hat, dass auch zukünftig alle Patientinnen und Patienten von allen Punkten des KMB-Versorgungsgebietes schnell das Klinikum erreichen können. Schon heute werden nicht alle Leistungen an allen KMB-Klinikstandorten angeboten, so dass je nach Krankheitsbild die Anreise an einen speziellen Standort nötig ist. Das neue Klinikum wird im Gegensatz zur aktuellen Situation alle medizinischen Leistungen an einem zentralen Standort anbieten. Bei der Standortwahl wird darauf geachtet, dass das Krankenhaus sowohl für den Rettungsdienst als auch für den Individualverkehr und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut erreichbar ist. Die Anfahrtszeiten für den Rettungsdienst können sich dabei je nach Wohnort um wenige Minuten verkürzen oder verlängern. Darüber hinaus werden auch weiterhin, unabhängig vom zentralen Klinikstandort, mehrere weitere Notarztstandorte in Mittelbaden bestehen bleiben, so dass die gesetzlichen Hilfsfristen zuverlässig eingehalten werden. So steht beispielsweise für die Bewohnerinnen und Bewohner des Murgtals auch weiterhin der Notarzt in Forbach bereit.
Eine wichtige Rolle bei der Weiterentwicklung der medizinischen Versorgung in Mittelbaden spielt die Nachnutzung eventuell freiwerdender Standorte. Ein gutes Beispiel ist der Standort Forbach: Dort gibt es bereits eine Tagespflegeeinrichtung zusätzlich zu einem stationären Pflegeangebot mit Kurzzeitpflege. Außerdem bleibt im Gebäude unverändert eine Hausarztpraxis bestehen, ebenso wie eine Rettungswache. Ein weiteres Beispiel ist Ebersteinburg, wo durch den Umzug der Schmerzmedizin Platz geschaffen wurde für eine Ausweitung der Hospiz-Kapazität und der Pflege von Langzeit-beatmeten Patientinnen und Patienten. Für die aktuell noch genutzten Klinikstandorten werden ebenfalls Nachnutzungskonzepte erarbeitet. Auch die Zahl der Notarzt-Ein-satzfahrzeuge in Mittelbaden wird sich durch die Auflösung von Klinikstandorten nicht reduzieren, denn selbstverständlich ist auch weiterhin an jedem Punkt im Stadtkreis Baden-Baden und im Landkreis Rastatt eine gute Notfallversorgung durch den Rettungsdienst sichergestellt.
Der Neubau eines Klinikums an einem verkehrsgünstigen Standort bietet grundsätzlich die Möglichkeit, eine zeitgemäße und zukunftsfähige Infrastruktur aufzubauen, ohne den laufenden Betrieb an den bisherigen Standorten einzuschränken. Ein wesentlicher Vorteil eines zentralen Kinikums ist, dass dort für die Patientinnen und Patienten das gesamte medizinische Leistungsangebot gebündelt an einem Standort zur Verfügung steht. Alle Fachabteilungen mit den jeweiligen Spezialisten sowie den modernsten Geräten sind dann unter einem Dach. Verlegungen zwischen den Standorten, so wie sie heute noch an der Tagesordnung sind, da nicht alle KMB-Standorte sämtliche Fachabteilungen und Großgeräte vorhalten, gehören der Vergangenheit an. Auch interdisziplinäre Untersuchungen und Abstimmungen können an einem zentralen Standort schneller und effektiver organisiert werden, was zu einer Erhöhung der Versorgungsqualität und einer Reduzierung der Verweildauer in der Klinik führt. Mit dem Neubau kann ein „Gesundheitscampus Mittelbaden“ entwickelt werden, an dem zum einen das gesamte Spektrum der medizinischen Versorgung, aber auch ergänzende Dienstleistungen angeboten werden. Moderne Klinikstandorte bieten beispielsweise auf einem Gelände ergänzend Räumlichkeiten für ambulante Praxen, ein Orthopädie- oder Sanitätshaus, eine Apotheke, Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf, eine Cafeteria oder ein Restaurant, sowie auch Betreuungsmöglichkeiten für Kinder von Mitarbeitenden etc.
Nicht unbedingt. Patienten, die bei Corona-Verdacht auch andere lebensbedrohliche Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall o.ä. erleiden können in einem zentralen Klinikum im selben Haus ohne zeitliche Verzögerungen behandelt werden.. Die dafür erforderlichen optimalen Behandlungseinheiten gehören nach unseren Erfahrungen „unter ein Dach“. Der einzige Vorteil mehrerer kleinerer Kliniken wäre es, dass Corona-Patienten von Nicht-Corona-Patienten räumlich getrennt werden können. Dass dies auch an einem Standort erfolgreich möglich ist, haben wir in der Balger Klinik bewiesen. Außerdem hat die Corona-Pandemie gezeigt, dass es in Pandemie-Zeiten notwendig ist, die verfügbaren Ressourcen zu bündeln. Die Patientenströme mussten entsprechend gelenkt werden, so dass sämtliche Patienten, bei denen eine Corona-Infektion nicht sicher ausgeschlossen werden konnte, in der Balger Klinik betreut wurden. Auch Medizingeräte wie beispielsweise Beatmungsgeräte wurden zum Teil nach Balg verlagert, um für COVID-Patienten zur Verfügung zu stehen. Zusätzlich war Personal von anderen Standorten zeitweise in Balg auf den COVID-Stationen im Einsatz, um hier die Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen. Ein zentraler Standort bietet also insbesondere in anspruchsvollen Zeiten, wie z.B. einer Pandemie, deutlich mehr Vorteile als eine dezentrale kleinteilige Struktur.
Bereits heute befinden sich die bestehenden Klinikstandorte des KMB an den Grenzen ihrer räumlichen Kapazität. Eine Entwicklung und Erweiterung der bestehenden Gebäude ist aufgrund begrenzter Grundstücksflächen nicht im erforderlichen Maße möglich. Umfangreiche Bau- und Sanierungsarbeiten müssten darüber hinaus über viele Jahre während des laufenden Betriebs absolviert werden. Dies wäre mit zusätzlichen Kosten sowie einer Belastung von Patientinnen und Patienten und Mitarbeitenden verbunden gewesen – und in der Konsequenz wären immer noch keine ausreichenden Erweiterungsmöglichkeiten geschaffen worden. Ein Festhalten an der aktuellen Struktur kann aufgrund des hohen Sanierungsbedarfs und der notwendigen Doppel- und Dreifach-Strukturen langfristig nicht mit dem medizinischen Fortschritt standhalten und ist mit deutlich höheren Kosten verbunden, als wenn die Kompetenzen an einem Standort gebündelt werden.
Die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die Qualitätsanforderungen, die medizinische Forschung, aber auch die Ansprüche unserer Patientinnen und Patienten haben sich in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt. Ein Festhalten an kleinteiligen Strukturen hier in Mittelbaden hätte es immer schwieriger gemacht, die steigenden Qualitätsanforderungen (z.B. Mindestmengen zum Erhalt von zertifizierten Zentren) zu erfüllen und langfristig für die Bürgerinnen und Bürger in unserem Einzugsbereich attraktiv zu sein und ihnen eine gute medizinische Versorgung auf hohem Niveau zu bieten. Sowohl nördlich von Mittelbaden in Karlsruhe als auch südlich in der Ortenau, sowie auch in Freudenstadt werden aktuell an den Kliniken große Baumaßnahmen geplant oder schon umgesetzt, um die Patientinnen und Patienten weiterhin zeitgemäß versorgen zu können.
Nein. Auch bei einem zentralen Neubau wird der Patient als Individuum mit seinen speziellen Bedürfnissen und Empfindungen im Mittelpunkt stehen. Ärzte und Pflegende sehen stets den Menschen – Empathie und individuelle Zuwendung sind keine Frage der Größe einer Einrichtung, sondern werden von den Ärzten und Pflegekräften gelebt. Zweifelsohne gibt es Patienten, die ein kleineres Krankenhaus aufgrund der überschaubaren Struktur als angenehmer empfinden. Für die meisten Menschen sind jedoch vor allem das Behandlungsangebot sowie die Erfahrung und Kompetenz des Personals im Krankenhaus entscheidend.
Durch die mögliche Nachnutzung der jetzigen Klinikstandorte können neue Versorgungsmöglichkeiten entstehen, die das medizinische Angebot in Mittelbaden ergänzen. So entstand beispielsweise am Standort Forbach eine neue Tagespflegeeinrichtung d.h., eine neue Versorgungsmöglichkeit für unterstützungsbedürftige Bewohnerinnen und Bewohner des Murgtals, die es in dieser Form bisher nicht gab. Unter Einbeziehung der örtlichen Entscheidungsträger werden für alle jetzigen Klinikstandorte entsprechende Nachnutzungskonzepte entwickelt.
Aufgrund der aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen muss ein Krankenhaus zumindest die Kosten des laufenden Betriebes, Abschreibungen der mit Eigenmittel finanzierten Anlagegüter sowie die darauf entfallenden Zinsen erwirtschaften, da dieses ansonsten von der „Substanz lebt“. Da inzwischen mehr als die Hälfte der Kliniken in Deutschland keine zumindest ausgeglichenen Ergebnisse mehr erwirtschaften können, müssen gerade bei kommunalen Kliniken, die aufgrund der dort eingesetzten Tarifsysteme teils deutlich höhere Personalkosten haben als vergleichbare andere Einrichtungen, in den letzten Jahren verstärkt deren Gesellschafter Investitionszuschüsse und Verlustausgleiche gewähren.
KMB als Arbeitgeber
Allen Verantwortlichen liegt viel daran, Anregungen seitens der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Planung mit aufzunehmen. Hierzu werden Gespräche mit den Verantwortlichen der einzelnen Bereiche aller Standorte geführt, um Ideen, Bedürfnisse und Wünsche zu erfahren. Wie darüber hinaus weiteres Potenzial und Ideen aus den Reihen der Mitarbeiter aufgegriffen und genutzt werden können, wird noch erarbeitet und rechtzeitig kommuniziert werden.
Seit Gründung der Klinikum Mittelbaden gGmbH im Jahr 2004 konnte jede Umstrukturierung in unserem Unternehmen bislang ohne betriebsbedingte Kündigung durchgeführt werden. Aufgrund der langen Vorlaufphase und der vorhandenen Altersstruktur der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird diese Linie auch bei der geplanten Maßnahme beibehalten werden können.
Ein großes Klinikum schafft für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter attraktivere Weiterbildungsmöglichkeiten im Rahmen der Facharztweiterbildung, kürzere Wege für den interdisziplinären Dialog und eine
bessere Infrastruktur für das Berufsumfeld (z.B. Personalwohnheim, Mitarbeiterkantine, Kinderbetreuung und Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr).
Ebenso wie für die Patientinnen und Patienten werden sich auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch einen Klinikneubau an zentraler Stelle in Mittelbaden die Wege verändern. Die gute Erreichbarkeit sowohl mit dem eigenen Fahrzeug als auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist eines der zentralen Kriterien für die Standortwahl des neuen Krankenhauses. So könnte es sein, dass je nach Wohnort für einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die tägliche Anfahrt etwas weiter wird, für andere Mitarbeitende die Anfahrt im Gegensatz dazu kürzer. Ein gut angebundener Neubau und ein attraktives ÖPNV-Angebot bieten die Möglichkeit, dass künftig mehr Kolleginnen und Kollegen auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen werden, um ihren Arbeitsplatz im neuen Klinikum zu erreichen.